Eltern sind auch nur Menschen

Überall liest man, wie man jetzt am besten mit seinen Kindern umgeht, was man mit ihnen am besten jetzt gemeinsam tut und lässt. Es gibt unzählige Angebote von Wohlfahrtsverbänden, von Institutionen und von Internetunternehmen und Privatleuten dazu wie man seine Kinder jetzt einfach und clever beschäftigt. Es hagelt Ratschläge wieviel man dem Kind jetzt durchgehen lassen soll, worauf es ankommt, dass Eltern sich jetzt häufiger sagen mein Körper ist eine Sanddüne und dabei tief durchatmen sollen. Hier gibt es Tipps, da gibt es selbstverständliche Anforderungen.

Vieles ist völlig zurecht kindbezogen. Das Kind steht im Mittelpunkt. Es muss von uns so behutsam und schadfrei wie möglich durch die Krise jongliert werden.

Zugleich, wissen wir alle, steht die Anforderung an Eltern: Arbeitet. Auch wenn viele Eltern die Möglichkeit erhalten Minusstunden zu machen, Urlaub zu nehmen, Überstunden abzubauen etc. bleibt in vielen Fällen dennoch bestehen – wer Geld verdienen will muss dafür auch arbeiten. Irgendwie will man ja auch seiner Arbeit nachgehen, denn sie gleicht uns aus; wir sind ja auch gut in dem was wir auf Arbeit leisten; wir haben uns unsere Arbeit vielleicht ja auch extra für uns ausgesucht. Äußerer und innerer Anspruch verlangen oft: Arbeite! Bring diese Aufgabe jetzt endlich noch fertig bevor du wieder unterbrochen wirst!

Wie nebenher kommt einem vielleicht auch seine Partnerschaft vor.  Eigentlich verlangt sie nach Initiative und emotionaler Investition. Das fällt oft in der Diskussion hinten herunter. Wie gehe ich denn auch noch damit um? Man selbst hat vielleicht das Gefühl, dass man so viel mehr für die Kinder in der Krise investiert als der Partner.

Die Unausgeglichenheit innerhalb der Partnerschaft kann frustrierend sein.
Das ungenügsame Arbeiten für sich selbst und/oder für den Arbeitgeber können frustrierend sein und echten Stress auslösen.
Man muss doch weiterhin seine Familie ernähren und dabei seinen Arbeitsplatz nicht gefährden.
Die eigenen Ideen für eine launenerhaltende sinnvolle Beschäftigung der lieben Kinder gehen aus.
Die Schulkinder haben nun wirklich keine Lust mehr auf Hausaufgaben – Ihr habt nun wirklich keine Lust mehr auf Motivationsarbeit.
Die Kinder werden mittlerweile ungemütlich und sind ihrerseits nicht die ausgeglichendsten Menschen weit und breit.

– Ja es darf auch mal ALLES MIST sein. Ihr dürft auch mal eine richtig schlechte Laune haben.

Lasst sie gezielt heraus. Sprecht es aus. Stellt sicher, dass Partner und Kinder wissen wie es Euch geht. Dann lassen sie Euch vielleicht auch schon direkt von selbst in Ruhe. Nehmt euch heraus aus der Tretmühle. Dafür müsste gegebenenfalls Euer Partner/Eure Partnerin die Hauptverantwortung übernehmen und einen längeren Spaziergang mit den Kindern unternehmen. Oder andersherum – Ihr macht einen längeren Spaziergang.

Wichtig ist, dass ihr einen Kanal findet durch den Ihr euer Ventil öffnen könnt. Joggen, lesen an der frischen Luft, Schreien im Wald, Weinen auf der Couch, GilmoreGirls oder Starwars in der Röhre. Alles ist besser, als seinen Frust am eigenen Kind oder an anderen Mitmenschen auszulassen. Der Frust muss raus und vor allem auch weg. Er darf sich nicht in der Wohnung verfangen und andere verdunkeln wenn er einmal raus ist. Versucht es einen solchen oder ähnlichen Weg für euch zu finden. Es ist schwer, aber nicht unmöglich und zudem sehr hilfreich für euch alle.

Merkt Ihr eurerseits bei Eurer Partnerin/Eurem Partner steigt das Frustrationspotential, so gebt dem Frust der Partnerin/des Partners Raum. Signalisiert ihr/ihm, dass es okay ist, wenn die Luft einmal raus ist. Nehmt eurerseits das Ruder in die Hand und verschwindet für eine kleine Weile mit den Kindern im Park, Garten oder auf dem Waldweg. Das kann viel bewirken und der frustrierten besseren Hälfte Platz zum Atmen und Rehabilitieren verschaffen. Als nächstes seid dann wieder Ihr dran mit Atmen.